Kamingespräch mit Robert Litschke, Leiter Kommunales Lagezentrum

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-Ein Bericht von Jutta McKenna-

In unserer Vortragsreihe „Kamingespräche mit Persönlichkeiten der Dortmunder Stadtgesellschaft“ kam am 4. März 2025 Robert Litschke zu uns, um am Abend bei einem Glas Wein und etwas Gebäck zu dem Thema „Drogen/ Drogenkonsumraum“ in der Dortmunder Innenstadt zu referieren.

Eine kleinere, aber sehr interessierte Runde von Teilnehmern wollte sich diese Gelegenheit zu authentischen Informationen von dem zuständigen Leiter aus der Stadtverwaltung nicht entgehen lassen.




Jedem von uns sind sicher die vielen Drogenabhängigen und Obdachlosen in der Innenstadt schon aufgefallen, deren Zahl sich innerhalb der vergangenen Jahre stark erhöht hat. Während der Corona-Zeit wurden die Drogenprobleme deutlicher sichtbar, weil die Anzahl der Abhängigen und Obdachlosen im Verhältnis zu den „normalen“ Menschen auf den Straßen stark anstieg. Gleichzeitig veränderte sich der Drogenkonsum, d.h. der Gebrauch von Heroin ging zurück und der von Crack stieg rasant an. Crack ist sehr einfach herzustellen und verhältnismäßig billig, hält in der Wirkung aber nur kurz an. Das bedeutete, dass der Zwang zur Neubeschaffung der Droge und auch die Anzahl der täglichen Verbrauchseinheiten stark zunahm. Darüber hinaus stieg auch die Zahl der Konsumenten und der Dealer nicht zuletzt durch die verkehrsgünstige Lage unserer Stadt.

Also fühlte sich die Stadtverwaltung gezwungen aktiv zu werden. Sie bildete den „Sonderstab Ordnung und Stadtleben“, dessen Leiter Herr Litschke ist. Hier sollen auf direktem Wege Informationen rasch ausgetauscht und Entscheidungen zügig gefällt und weitergegeben werden. Ein Drogenkonzept wurde hier entwickelt.

Wesentlicher Teil dieses Konzepts ist das „Café Kick“, ein Drogenkonsumort in der Innenstadt, wo die Abhängigen in geschützter Umgebung konsumieren dürfen, wo sie auch Beratung, ambulante Therapie, soziale Kontakte aber auch Substititionsmittel erhalten können. Außerhalb des Café Kick ist in Bezug auf Drogen alles illegaler Bereich.

Im Verlauf der sehr lebhaften Beteiligung der Zuhörer erklärte uns Robert Litschke, dass ca. 160 Menschen pro Tag mit ungefähr 400-430 Konsumvorgängen das Café nutzen. Zur Unterstützung sind mit ca 1000 Personen Verträge abgeschlossen, gut 50% der Suchtkranken sind obdachlos.

Das sind sehr eindrucksvolle Zahlen und man wundert sich nicht mehr, dass man so oft angebettelt wird, so viele Obdachlose in erbärmlicher Umgebung leben, so viel Unrat zu sehen ist und man sich fragt, ob nicht noch viel mehr getan werden müsste. Aber wie so häufig, wenn man etwas tiefer in ein Thema eintaucht, gibt es keine einfachen Antworten. Viele Faktoren müssen bedacht werden. Um nur einige zu benennen: die privaten Eingänge zu Geschäften (städtische

Maßnahmen und Aktionen sind dort nicht möglich), rechtliche Vorgaben durch Persönlichkeitsrechte, baulich rechtliche Vorschriften (z. B. für weitere Konsumräume), neue Standortfindung außerhalb der Innenstadt, sich verändernde Bedürfnisse der Suchtabhängigen und vieles mehr.

Ich persönlich habe den Eindruck gewonnen, und ich glaube, dass die anderen Teilnehmer das ähnlich sehen, dass Robert Litschke mit großer Sachkenntnis und Kompetenz, viel Engagement und auch Empathie, bisweilen natürlich auch mit Frust, seinen Stab führt und versucht, der Stadtgesellschaft insgesamt zu helfen und Lösungsangebote zu finden, die für alle Betroffenen die Situationen verbessern können und sollen.

Die lebhafte und offene Kommunikation aller Anwesenden an diesem Abend in der entspannten Atmosphäre des Kaminzimmers trug sicher zum sehr guten Gelingen dieser hochinteressanten Veranstaltung bei.

Da ich in dieser Reihe der Kamingespräche auch schon den ebenfalls sehr informativen Abend mit Thomas Reichling im Februar erlebt habe, möchte ich allen Lesern diese Veranstaltungsreihe empfehlen. Sie werden nicht oft Gelegenheit haben, sich so direkt und kompetent über unsere Stadtangelegenheiten informieren zu können. Der nächste Termin dazu ist der 6. Mai, wenn die Wirtschaftsreferentin der Stadt Dortmund, Angela Märtin, und Prof. a.D. Dr. H. Waldmann der TU Dortmund zu einem Kamingespräch zu uns in die ParkAkademie kommen. Sie können gespannt sein!